I Don’t Have Another Land – Kunstinstallation am Anhalter Bahnhof

Die leuchtende Textskulptur „I Don’t Have Another Land“ (2022) des renommierten schottischen Künstlers Nathan Coley ist erstmals in Deutschland zu sehen: an der Portalruine des Anhalter Bahnhofs. Das Werk geht zurück auf ein Graffiti, das der Künstler Nathan Coley Mitte der 2000er-Jahre in Jerusalem entdeckte. Der eindringliche Satz ist bewusst offengehalten: Er könnte sich auf die historische Bedeutung des Ortes beziehen, zugleich aber auch auf aktuelle Fragen von Heimat, Flucht, Zugehörigkeit und Identität verweisen. Indem das Werk unterschiedliche Interpretationen zulässt, eröffnet es einen Dialog zwischen Geschichte und Gegenwart. 

Der Anhalter Bahnhof war einst einer der größten Fernbahnhöfe Europas. In der Zeit des Nationalsozialismus wurde er zum Ort der Abschiede: Zahlreiche Menschen verließen hier auf der Flucht vor den Nationalsozialisten Deutschland, um Zuflucht im rettenden Exil zu suchen. Wenige Jahre später wurde er zum Deportationsbahnhof. Im geteilten Berlin verfiel er, bis er abgerissen wurde. Heute ist nur noch die Ruine des Eingangsportals erhalten – ein stiller Zeuge der wechselhaften und vielfach vergessenen Geschichte dieses Ortes.

Nathan Coleys Werk bildet den Auftakt zu einer Ausstellungsreihe von künstlerischen Interventionen, die die Stiftung Exilmuseum Berlin in den nächsten Jahren am Anhalter Bahnhof plant. Die Stiftung Exilmuseum arbeitet daran, die Geschichten von Flucht und Exil in der Zeit des Nationalsozialismus sichtbar zu machen und durch das Verständnis der Vergangenheit die Gegenwart zu reflektieren. Bis zur Eröffnung des Exilmuseums in der Fasanenstraße 24 entsteht am Anhalter Bahnhof ein öffentlich zugänglicher Erinnerungs- und Kunstort.

Die Kunstinstallation wird pünktlich zur Berlin Freedom Week installiert und ist danach drei Monate lang zu sehen. Sie ist täglich ab 16 Uhr beleuchtet.

Veranstaltungsort: Anhalter Bahnhof, vor der Portalruine, Askanischer Platz 6, 10963 Berlin